STUDIE – So gespalten ist Italien vor den Wahlen

Was wollen die Menschen von der Politik: Eine Studie zeigt, wie gespalten Italien kurz vor den Wahlen ist. Von radikal bis autoritär, von anarchistisch bis totalitär: Hier eine Übersicht über die extremen Wertvorstellungen in Italien. Am 25. September wird die Regierung neu gewählt.

Wo steht wer, und wer fordert was: Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut „Cluster17“ eine repräsentative Studie durchgeführt. In den 30 Fragen der Studie wurden auch die brennenden Themen angesprochen: Einwanderung, die Europäische Union, der Euro, soziale Gerechtigkeit, christliche Werte und die Trennung von Kirche und Staat, wie die italienische Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“ berichtet.

Ergebnis der Studie: Italien ist in 16 politische Positionen gespalten – von extrem links bis nach extrem rechts. Die unterschiedlichen Vorstellungen vor den Wahlen in Italien (mehr zu den Programmen der Parteien findest du hier):

Die Progressiv-Radikalen

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Symbolfoto: Brett Sayles on Pexels.com
Der entschlossene Bataillon der kulturellen Linken

sozial und antikapitalistisch, oft enttäuscht oder sogar besorgt über die aktuelle italienische Politik. Diese Gruppe ist oft radikal fortschrittlich in allen sozialen Fragen: pro Migration, pro LGBTQ-Gleichheit, sehr feministisch und umweltfreundlich.

Bei der Wahl stimmen sie für: Partito Democartico (PD) oder Movimento 5 Stelle (M5S), ohne von dem Angebot völlig überzeugt zu sein
Anteil an der Bevölkerung: 6 Prozent

Die Sozialdemokraten

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Symbolfoto: Andrea Piacquadio on Pexels.com
Italiens Bildungselite, oft mit Uni-Abschluss

Sehr fortschrittlich in sozialen Fragen, dabei aber auch gemäßigt. Die Sozialdemokraten schätzen Pragmatismus und Kompetenz in allen anderen Fragen. Sie sind besorgt über den Anstieg von Populismus und Autoritarismus. Die Gruppe fühlt sich mit der parlamentarischen Demokratie und der EU verbunden.

Bei der Wahl stimmen sie für: die gemäßigten Parteien der Linken und der Mitte
Anteil an der Bevölkerung: 7 Prozent

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Soziale Christen

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Symbolfoto: Arjanne Burger on Pexels.com
Tolerante Christen mit Geld

Die Menschen dieser Gruppe schätzen Solidarität und gegenseitigen Respekt. Sie teilen viele Werte mit der gemäßigten Linken: Solidarität mit Migranten, Achtung der individuellen Rechte, Unterstützung für die Armen, pro EU und pro Parlamentarismus.

Bei der Wahl stimmen sie für: Mitte-Links
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

Warum sind eigentlich alle Dottore in Italien?

Das Antisystem

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Symbolfoto: cottonbro on Pexels.com
Jung, desillusioniert und wenig religiös

Diese Gruppe lebt häufig in der Mitte oder im Süden des Landes, kommt aus der Mittel- und Arbeiterklasse. Für sie besteht die Spannung nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen dem Volk und „denen da oben“. Die Menschen aus dem „Antisystem“ gehen in der Regel nicht zu den Wahlen in Italien.

Bei der Wahl stimmen sie für: niemanden, weil sie nicht hingehen. Wenn doch dann für M5S oder ein kleiner Teil auch für die Linke.
Anteil an der Bevölkerung: 7 Prozent

Die Moderaten

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Symbolfoto: Polina Tankilevitch on Pexels.com
Katholische Liberale

Die Menschen dieser Gruppierung leben vor allem in der Mitte und im Süden Italiens. Sie sind häufig Handwerker, Ladenbesitzer, Geschäftsleute oder Fachangestellte. Sie sind pro-europäisch, katholisch, liberal und steuerfeindlich eingestellt. Politisch entspricht ihnen kein Angebot vollständig.

Bei der Wahl stimmen sie für: die gemäßigte Mitte, die gemäßigten Linken oder Rechten, kein Parteien-Angebot entspricht ihnen vollständig
Anteil an der Bevölkerung: 8 Prozent

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Die Südländer

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Symbolfoto: Andrea Piacquadio on Pexels.com
Religiöse Arbeiter kurz vor der Rente

Diese Gruppe lebt vor allem im Süden. hr Wertesystem ist vom sozialen Katholizismus geprägt: Sie stehen auf der Seite der Schwächsten, fordern soziale Umverteilung, auch zwischen Nord und Süd. Die Gruppe misstraut der politischen Elite und der EU, bevorzugt ein Präsidialsystem.

Bei der Wahl stimmen sie für: M5S, manchmal auch PD oder Forza Italia
Anteil an der Bevölkerung: 6 Prozent

Die National-Populären

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Symbolfoto: Andrea Piacquadio on Pexels.com
Die Jungen ohne Glauben: Gegen Euro und Migration

In dieser Gruppe sind vor allem junge Arbeiter, Angestellte und Sozialhilfe-Empfänger, die meist städtisch leben. Die Menschen legen Wert auf Arbeitnehmerrechte, lehnen allerdings das System ab. Sie sind für eine Präsidialherrschaft, gegen den Euro und gegen Migration. Aber wenn in Italien Wahlen sind, gehen sie nur manchmal hin.

Bei der Wahl stimmen sie für: wählen häufig nicht, falls doch: M5S oder Fratelli d’Italia (FdI)
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

Pro-Business

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Symbolfoto: Buro Millennial on Pexels.com
Junge aus der Wirtschaft mit Werten

Zu dieser Gruppe gehören, Studenten, junge Unternehmer oder Angestellte. Sie lehnen zu viel Bürokratie und Staat ab. Die Gruppe bevorzugt ein Präsidialsystem. Bisher stimmten sie bei den Wahlen in Italien meist für Forza Italia, jetzt nicht mehr.

Bei der Wahl stimmen sie für: bislang immer für „Forza Italia“, jetzt eher Mitte-Links und Mitte-Rechts
Anteil an der Bevölkerung: 7 Prozent

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Die Qualitätsleute

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Symbolfoto:Photo by Tiger Lily on Pexels.com
Keine Meinung und keine Qualifikation

Diese Gruppe ist oft jung und hat in der Regel nur eine niedrige berufliche Qualifikation. Die Menschen gehören zur Arbeiter- und unteren Mittelschicht an. Sie habe keine Meinung zu Wirtschaft und Politik, stehen Ausländern und Flüchtlingen aber eher ablehnend gegenüber.

Bei der Wahl stimmen sie für: wählen häufig nicht, wenn doch M5S oder die Rechten
Anteil an der Bevölkerung: 11 Prozent

Gemäßigte Konservative

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Photo by Arina Krasnikova on Pexels.com
Gegen Sozialhilfe, Ausländer und Homosexualität

Die Menschen dieser Gruppe sind in der Regel gläubig, in der Regel im mittleren Alter, mit maximal mittlerem Bildungsniveau. Sie sind gegen Einwanderung, die „Verharmlosung“ von Homosexualität und propagieren die christliche Familie als Lebensmodell. Sie lehnen Sozialhilfe-Zahlungen ab.

Bei der Wahl stimmen sie für: FdI
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

Die Anti-Sozialhilfe-Leute

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Symbolbild: RODNAE Productions on Pexels.com
Die wirtschaftliche Elite des Norden

Diese Gruppe ist nicht nur gläubig, sie geht auch überdurchschnittlich oft zur Kirche. In sozialen Fragen sind die gegen staatliche Hilfe, lehnen wirtschaftliche Beschränkungen aller Art ab. Politisch sind ihre Präferenzen eindeutig nach rechts ausgerichtet, aber sie sind auch empfänglich für die Diskurse von „Azione“ und „Italia Viva“.

Bei der Wahl stimmen sie für: Rechts, möglicherweise auch für „Azione“ und „Italia Viva“
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

Die Traditionalisten

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Symbolfoto: Photo by Anna Shvets on Pexels.com
Religiös, wohlhabend und national

Die Gruppe wohnt meist im Norden. Die Identität Italiens ist für sie christlich. Sie sind gegen Veränderungen, pro EU und in der Wirtschaft liberal. Sie sorgen sich um die politische und wirtschaftliche Stabilität in Italien. Nachdem sie 2018 in großer Zahl für die Liga gestimmt haben, scheinen sie sich dieses Jahr zu FdI hingezogen zu fühlen. 5% der Bevölkerung

Bei der Wahl stimmen sie für: bisher „Lega“, jetzt eher FdI
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

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Die Euroskeptiker

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Symbolfoto:Tima Miroshnichenko on Pexels.com
Weiblich, homophob und ausländerfeindlich

Das Bildungsniveau dieser Gruppe ist niedrig. Sie ist massiv gegen Adoption durch Homosexuelle, außerdem gegen die Anwesenheit von Ausländern im Land. 94 Prozent dieser Gruppe sind außerdem gegen die EU.

Bei der Wahl stimmen sie für: „Italexit“, aber auch Lega und FdI
Anteil an der Bevölkerung: 7 Prozent

Der Norden Rechts

young mechanic attentively working in workshop
Photo by Andrea Piacquadio on Pexels.com
Ungläubig und radikal gegen Ausländer

Der Großteil der Menschen dieser Gruppe lebt im Norden mit bescheidenen Einkünften. Diese Gruppe ist nicht religiös. Der „Norden Rechts“ lehnt massiv Migranten ab, fordert Autorität und Ordnung. Ansonsten hat „Norden Rechts“ keine weiteren Forderungen.

Bei der Wahl stimmen sie für: früher „Lega“, jetzt eher FdI
Anteil an der Bevölkerung: 6 Prozent

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Die Autoritäten

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Symbolfoto: cottonbro on Pexels.com
Einführung der Todesstrafe

Wahlen in Italien. In dieser Gruppe sind verhältnismäßig viele Frauen, die meisten über 50 Jahre, aus der Mittelschicht im Norden oder Zentrums Italien. Viele arbeiten als Angestellte, kleine Unternehmerinnen oder Handwerker. Sie sind gegen Migration, gegen die EU, gegen Sozialihilfe und für die Besteuerung der Reichsten und für die Einführung der Todesstrafe.

Bei der Wahl stimmen sie für: früher „Lega“, jetzt eher FdI
Anteil an der Bevölkerung: 5 Prozent

Die Identitären

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Symbolfoto:Mehmet Turgut Kirkgoz on Pexels.com
Ältere Männer mit wenig Bildung und hohem Einkommen

Eine der religiös aktivsten und konservativsten Gruppen in Italien. Die Identitären wollen überhaupt keine Ausländer in Italien haben. Italiens Identität kann nach ihrer Überzeugung nur christlich sein. Sie sind allerdings nicht systemfeindlich: Sie mögen Ordnung und Stabilität.

Bei der Wahl stimmen sie für: „Lega“ und FdI
Anteil an der Bevölkerung: 6 Prozent

Aufgrund von Rundungen liegt die Gesamtsumme der Befragten bei 101 Prozent.

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geschrieben von Pietro Perroni, zuerst veröffentlicht am 21. September 2022

Titelbild/Symbolbild – Collage: Fotos frei via canva.com

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