CLAUDIA CARDINALE – Italiens Antwort auf Brigitte Bardot

Claudia Cardinale 1965 an der Copacabana in Rio in Brasilien. Im kleinen Foto: der französische Filmstar Brigitte Bardot, 1962

Ihr Leben hört sich an wie ein Märchen aus 1000 und einer Nacht. Claudia Cardinale ist neben Gina Lollobrigida und Sophia Loren eine der ganz großen Filmstars aus Italien – und die italienische Antwort auf Brigitte Bardot.

Ihr Blick ist bis heute legendär. Kein anderer Hollywood-Star schaut in die Kamera wie die legendäre Claudia Cardinale (84). Die gilt in den 60er und 70er Jahren als Inbegriff italienischer Schönheit. Dabei fängt ihre Karriere im Showbusiness per Zufall an…

Claudia Cardinale, geboren 1938 als Claude in Tunis, wächst mit drei Geschwistern in Tunesien auf. ihr Vater ist Sizilianer, die Mutter Nachfahrin sizilianischer Auswanderer. Die Muttersprache der Cardinale ist sizilianisch, außerdem spricht sie arabisch und französisch, da Tunesien bis 1956 französisches Protektorat ist. Die junge Claude möchte Lehrerin oder Forscherin werden.

Claudia Cardinale
Claudia Cardinale mit 19 Jahren im Jahr 1957
Foto: Wikimedia

Nach der Schule wird sie eines Tages von Filmleuten, darunter auch der spätere Filmstar Omar Sharif angesprochen. Aber die Cardinale hat keine Lust auf Film und Schauspielerei und rennt einfach weg. Kurz danach besucht sie zusammen ihrer Mutter den Schönheitswettbewerb „Schönstes italienisches Mädchen in Tunesien“ – als Zuschauerinnen. „Ich war mit meiner Mutter im Publikum, als mich plötzlich jemand auf die Bühne stellte und mir einen Kranz umhängte“, erzählt die Cardinale später. Veranstalter der Show ist die Unitalia-Filmgesellschaft. Der Hauptpreis ist eine Reise zum Filmfestival in Venedig.

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Der Durchbruch in Venedig

Ihr Auftritt in Venedig sorgt für Schlagzeilen. „Als ich dort ankam, war der Bikini in Italien noch nicht weit verbreitet. Ich trug einen Bikini und darüber ein arabisches Übergewand. Rund um mich klickten die Fotoapparate ununterbrochen. Die Regisseure und Produzenten fragten mich, ob ich Filme machen würde. Ich sagte „Nein“. Im Flugzeug nach Tunis zurück las ich die Schlagzeile: „Mädchen, das sich dem Kino verweigert“,“ erinnert sich die Cardinale in einem Interview mit dem Schweizer Tagblatt.

Danach wollen alle das Mädchen, das sich dem Kino verweigert im Film. Der damals berühmte Filmproduzent Franco Cristaldi holt die junge Cardinale schließlich nach Italien. (Daraus wurde auch privat mehr, dazu ganz am Ende mehr). Obwohl Cardinale zu der Zeit kein italienisch spricht und noch nie geschauspielert hat, hat sie 1958 ihre erste Filmrolle in „Goha“ neben dem späteren Superstar Omar Sharif. Nur eine Nebenrolle, aber ihr Start in ein neues Leben.

claudia cardinale
Was für eine unglaubliche Schönheit: Dieser Blick und dieses Lächeln!
Foto: Wikimedia CC BY 2.0

Die Cardinale lernt italienisch, studiert Schauspiel. Der berühmte Regisseur Luchino Visconti besetzt sie 1962 für das Historienepos „Der Leopard“. Die Dreharbeiten “ finden parallel zu den Dreharbeiten von Federico Fellinis Film „8 1/2“ statt. Beide Filmemacher wollen die Cardinale. „Sie haben es gehasst, dass sie mich teilen mussten.“ Die Cardinale pendelt zwischen den Sets und muss sich permanent die Haare umfärben: Fellini wollte sie blond, Visconti dagegen pechschwarz.

Anfangs eckt sie wegen ihrer rauchigen Stimme und mangels Sprachkenntnissen bei den Filmproduzenten an, weshalb sie zunächst synchronisiert wird. Bis sie auf Fellini trifft. Der besteht darauf, dass die Cardinale italienisch spricht.

Alle wollten die Cardinale verführen

Ihre Filmpartner sind Stars wie Jean-Paul Belmondo, Marcello Mastroianni, Alain Delon und Burt Lancaster. „Meine Persönlichkeit war zum Glück immer stark genug, um sich auch von einer Horde wilder Männer am Set nicht einschüchtern zu lassen“, sagt sie später. Ihre Verehrer habe sie „reihenweise abblitzen lassen, der hartnäckigste von ihnen war Marcello Mastroianni“. Auch Marlon Brando habe vergeblich versucht, sie in einem Hotel zu verführen.

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C’era una volta il West„: Mit diesem Western macht sich dei Cardinale unsterblich

Allein in den ersten fünf Jahren ihrer Karriere dreht die Cardinale 25 Filme. „CC“, wie sie in der Filmbranche bald bewundernd genannt wird, ist die italienische Antwort auf Frankreichs Kurvenstar BB , Brigitte Bardot. Aber im Gegensatz zur Französin zeigt die Cardinale auf der Leinwand nie alles. „Weil ich es immer erotischer fand, wenn man der Fantasie noch ein wenig Raum lässt. Und gewisse Dinge nur andeutet anstatt alles zu zeigen.“ „Spiel mir das Lied vom Tod“: Das Western-Epos „C’era una volta il West“ (Originaltitel) geht als Klassiker in die Filmgeschichte ein und macht Claudia Cardinale als Schauspielerin zum internationalen Star.

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Die große Liebe der Claudia Cardinale

Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten und Filmproduzenten wird es in den 70er Jahren ruhiger um Claudia Cardinale. Die Cardinale nimmt mehr Fernsehrollen an, spielt in Komödien mit. 1993 bekommt sie auf den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk verliehen. Mehr als 100 Filme hat die Diva bis heute gedreht.

Geheiratet hat die Cardinale bis allerdings nie: „Das wollte ich nie. Ich bin eine unabhängige Frau.“ Mit ihrem ersten Filmproduzent Franco Cristaldi war sie bis 1975 auch privat liiert. Eine schwierige Beziehung. „Ich war wie Aschenputtel, seiner Großzügigkeit völlig ausgeliefert“, schreibt Cardinale in ihren Memoiren. Die Beziehung startet sowieso schwierig: Die junge Cardinale Ist damals ungewollt schwanger, vergewaltigt von einem Unbekannten, schreibt sie in ihren Memoiren.

claudia cardinale 2015
Italiens Filmlegende 2015: Claudia Cardinale beim Kinofestival in Miskolc in Ungarn
Foto: Déri Miklós/CineFest Official, CC BY-SA 4.0

Schwanger nach Vergewaltigung

Ihr Lebensgefährte will die Schwangerschaft in der Öffentlichkeit verheimlichen. Ein Kind passe nicht zum Image eines Filmstars, meint der Filmproduzent. Auf seinen Wunsch verleugnet die Cardinale deshalb ihren Sohn: Offiziell ist Patrick ihr kleiner Bruder, bis sie sich Jahre später öffentlich zu ihm bekennt. „Cristaldi war sicher ein großer Produzent, aber auf privater Ebene … besser übergehen.“

Ihre große Liebe sei immer der Regisseur Pasquale Squitieri (†2017 ) gewesen, schreibt sie später: „Die einzige Liebe meines Lebens. Mit Pasquale habe ich einen Teil meines Lebens nachgeholt, meine Jugend, meine Sorglosigkeit, alles, was mir versagt geblieben war.“ Das Paar hat eine gemeinsame Tochter, Claudia. Cardinale lernte Squitieri 1973 kennen. Erst zwei Jahre später schafft sie es, sich aus dem Vertrag mit der Produktionsfirma ihres Ex zu lösen.

Heute macht die Cardinale nur noch selten Schlagzeilen: „Ich habe nie mein Alter versteckt, ich war nie und ich werde nie eine Diva sein. Ich bin eine normale Frau.“

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geschrieben von Annie Kayser, zuerst veröffentlicht am 3. Dezember 2022

Titelbild / Kollage: Fotos: Collezione Biblioteca Comunale G.D. Romagnosi, Salsomaggiore Terme; WIkimedia

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