Warum Italiener ihren Strand „Lido“ nennen

Ein klassischer Lido in Rimini

Von unserer Redaktion

Sommer, Sonne, Meer – und dazu ein vertrautes Wort, das an Italiens Küsten überall zu hören ist: „Lido“.

Egal, ob in Ligurien, in der Toskana oder auf Sizilien – wer einen Strand besuchen will, sagt ganz selbstverständlich: „Andiamo al lido!“ Aber was genau bedeutet „Lido“ eigentlich – und warum ist dieser Begriff in Italien so fest mit Spaß am Meer verbunden?

Vom lateinischen „Litus“ zum italienischen „Lido“

Die Wurzeln des Wortes reichen weit zurück: Schon die alten Römer verwendeten den Begriff „litus“, um die Küste oder das Ufer zu bezeichnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde daraus im Italienischen der heutige „Lido“ – ein Ort, wo Land und Meer sich berühren, klassisch als „Strand” bekannt.

Ein Lido in Rimini in der Emilia Romagna
Die endlosen Strände an der Adriaküste, hier in Rimini

Stabilimento balneare oder einfach „Lido“?

Die offizielle Bezeichnung für die kostenpflichtigen Strandbäder am Meer, wo man Liegestühle, Sonnenschirme und sonstigen Komfort bekommt, lautet „stabilimento balneare“ – was in Bürokratensprache so viel heißt wie „Bade-Einrichtung“. Kein Wunder, dass die Italiener im Alltag auch hier lieber vom „Lido“ sprechen.

Der „Lido“ ist mehr als nur ein Ort am Meer. Er steht für ein Stück italienisches Lebensgefühl: für heiße Sommertage unter dem Sonnenschirm, für einen kühlen Spritz an der Strandbar, für das Klappern der Flipflops auf den Holzbohlen. Die Ausstattung reicht von einfach-rustikal bis luxuriös-mondän, je nachdem wo man urlaubt.

In diesem mondänen Lido in Porto Cesareo in Apulien kosten zwei Liegen gut 100 Euro am Tag
In diesem mondänen Lido in Porto Cesareo in Apulien kosten zwei Liegen gut 100 Euro am Tag

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Berühmte Lidos in Italien

Dass der Begriff „Lido“ so populär wurde, hängt auch mit einigen der bekanntesten Badeorte Italiens zusammen. Allen voran der „Lido di Venezia”, der schon im 19. Jahrhundert europäische Adelige und wohlhabende Reisende anlockte. Hier entstand eines der ersten Seebäder Europas, das Luxus und Meeresgenuss miteinander verband – und das den Namen „Lido“ in die Welt hinaustrug.

Auch Orte wie Lido di Jesolo in Venetien oder Lido di Camaiore in der Toskana tragen den Begriff im Namen und haben sich im Laufe der Jahrzehnte als beliebte Urlaubsziele etabliert. Der Name „Lido“ wurde dabei zum Synonym für Urlaub am Strand – nicht nur für Italiener, sondern für Besucher aus der ganzen Welt.

Lidos müssen in der Regel mindestens einen Rettungsschwimmer vor Ort haben, abhängig von den lokalen Bestimmungen - Rimini im Sonnenuntergang
Lidos müssen in der Regel mindestens einen Rettungsschwimmer vor Ort haben, abhängig von den lokalen Bestimmungen

Die Zukunft der Lidos – unter EU-Beobachtung

So sehr die Lidos Teil der italienischen Sommerkultur geworden sind – ihre Zukunft steht auf wackeligen Beinen. Hinter den Kulissen tobt seit Jahren ein Streit zwischen Italien und der Europäischen Union: Viele der Strand-Abschnitte sind von privaten Betreibern gepachtet, oft schon seit Generationen – und zwar ohne öffentliche Ausschreibung.

Laut EU-Recht sind öffentliche Ausschreibungen aber erforderlich, um einen fairen und transparenten Wettbewerb zu garantieren. Nachdem Italien sich jahrelang gegen die Umsetzung der Regelung gesträubt hat und regionale Ausnahmen gefordert hatte, sollen ab 2025/2026 die ersten öffentlichen Ausschreibungen starten.

strand apulien
An diesem Strandabschnitt in Gallipoli gibt es kein Lido

Für viele Betreiber, die viel Herzblut und Geld in „ihren“ Lido gesteckt haben, ist das ein schwerer Schlag. Die italienische Regierung sucht aktuell nach Lösungen, um traditionellen Familienbetrieben gewisse Vorteile bei der Neuvergabe einzuräumen.

In einer Horrorversion werden die Liegeplätze in der Ausschreibung künftig von internationalen Getränke- und Fast-Food-Konzernen gepachtet, die ihren Strand-Abschnitt dann entsprechend farbenfroh dekorieren – und das möchte niemand.

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