Misano – Der Abschied ist gelb und er tut weh. Italiens MotoGP-Legende Valentino Rossi bestreitet sein letztes Profi-Rennen in seinem Heimatland.
Fans aus aller Welt, eine atemberaubende Vorstellung der „Frecce Tricolori“, der Kunstflug-Piloten der italienischen Luftwaffe, eine lange Nacht und Tränen am Ende…
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Für Zweiradfans ist die MotoGP die Königsklasse, die Formel 1. Und Valentino Rossi ist der 9-fach gekrönte Kaiser, der Rekordweltmeister. Von ganz unten hat sich „VR46“ bis ganz, ganz oben vorgearbeitet. 11,6 Millionen Fans auf Instagram, 13 Millionen auf Facebook.
Heute trainiert Rossi in seiner eigenen Akademie junge Fahrer. Sie sind schon kleine Stars, Rossis Glamour färbt ab. Aber Rossi ist immer noch „der normale Typ“ aus Tavullia.
Die letzte Fan-Parade für Rossi
Seine Heimat ist Tavullia, ein Nest von 17.000 Seelen im Hinterland von Rimini. Als der Badeort in den 80er Jahren seine Blütezeit hatte, lachte man noch über die „Bauern“ aus Tavullia. Heute ist Tavullia vor allem wegen Valentino Rossi weltweit bekannt. „Er füttert jeden“, sagt ein Dorfbewohner.

Neben der Akademie betreibt Rossi eine Pizzeria mit einem großen Fanshop, eine Eisdiele und fast ein Dutzend Merchandise-Stände bei jedem Rennen. Rossi, der Arbeitgeber. Zehntausende, wahrscheinlich Hunderttausende von Fans kommen jedes Jahr nach Tavullia und hinterlassen Geld bei jedem im Dorf. Rossi, die Geldmaschine.

Dass Rossi immer noch in Tavullia wohnt (und nicht in Monaco oder Mailand), ist für ihn offenbar eine Selbstverständlichkeit. Er hat auch eine eigene Motocross-Strecke, seine „Ranch“ vor Ort – mit einem Wartebereich für Fans. Und wann immer Rossi kommt, steigt er aus, gibt JEDEM und jeder ein Autogramm und posiert für Selfies.
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Das ist ein weiterer Grund, warum Fans auf der ganzen Welt Valentino Rossi lieben. Weil er immer noch der normale Typ aus dem Dorf in der Emilia-Romagna ist.
Party vor dem letzten Rennen
Auch wenn Rossi schon seit ein paar Jahren nicht mehr an der Spitze fährt, dominiert sein GELB die Tribünen bei jedem Rennen – egal in welchem Land. Seine MotoGP-Gegner (alle viel jünger) outen sich schamlos als Fans, VR46 ist seit ihrer Kindheit ihr Idol.
Viele fürchten die erste Saison ohne Rossi – nach 26 Jahren. Viele Fans kennen die MotoGP ohne ihn gar nicht.

Am 24. Oktober steigt Rossi zum letzten Mal in Italien auf sein Motorrad – ausgerechnet vor seiner Haustür, auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli. Am Abend zuvor organisiert sein Dorf eine große Party für alle Fans. Große Harmonie in Gelb.

Und dann, als die letzte Ehrenrunde absolviert ist und Rossi die Auszeichnung als „Weltbotschafter“ für Italien erhalten hat, ist es tatsächlich vorbei. Die Fans stehen noch Stunden später vor der Rennstrecke und schwenken Fahnen. Als ob sie es nicht glauben könnten…

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geschrieben von Annie Kayser, zuerst veröffentlicht 2.11.21
Quelle: vor Ort





