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Von unserer Redaktion
Florenz zieht die Massen an, Siena ist berühmt für den Palio – und Arezzo? Die toskanische Stadt bleibt oft im Schatten ihrer bekannten Nachbarn, dabei hat sie viel zu bieten.
Arezzo gehört zu den ältesten durchgehend bewohnten Städten Italiens. Bereits als Mitglied des etruskischen Zwölfstädtebundes spielte die Siedlung eine bedeutende Rolle im Handel und der frühen Machtpolitik Mittelitaliens. Später wurde sie zur römischen Kolonie Arretium – bis heute sind das antike Amphitheater, alte Stadtmauern und etruskische Artefakte wie die Chimäre von Arezzo stille Zeugen dieser Vergangenheit.
Die zweite Blüte im Mittelalter

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Doch Arezzo blieb nicht stehen. Im Mittelalter blühte die Stadt erneut auf, wurde Bischofssitz und Heimat großer Namen wie Francesco Petrarca oder Giorgio Vasari, dem Architekten der Uffizien in Florenz. Auch Piero della Francesca wirkte hier – sein Freskenzyklus „Die Legende vom Wahren Kreuz“ in der Basilica San Francesco zieht Kunstliebhaber aus der ganzen Welt an.
Panoramafahrt durch die Toskana
Ein Platz mit Seele: Die Piazza Grande
Wer Arezzo betritt, steuert unweigerlich auf die Piazza Grande zu – ein ungewöhnlicher, schräg abfallender Platz, eingerahmt von mittelalterlichen Häusern, der Vasari-Loggia und barocken Palazzi. Hier schlägt das Herz der Stadt. An jedem ersten Wochenende im Monat verwandelt sich der Platz in Italiens ältesten und größten Antiquitätenmarkt: Händler, Sammler, Neugierige und Nostalgiker schlendern zwischen Ständen, auf der Suche nach Schätzen vergangener Zeiten.

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Ritterspiele live
Auch das traditionsreiche Ritterturnier „Giostra del Saracino“ findet hier statt. Zweimal im Jahr messen sich Reiter der vier Stadtviertel in mittelalterlicher Rüstung, angefeuert von Fanfaren, Trommeln und begeisterten Zuschauerreihen. Arezzo zeigt sich dann von seiner festlichsten Seite – und beweist, dass Geschichte hier keine museale Erinnerung ist, sondern gelebte Gegenwart.
Zwischen Alltag und Filmkulisse
Die Schönheit Arezzos blieb auch dem Kino nicht verborgen. Für Roberto Benignis Oscar-prämierten Film „La vita è bella“ diente die Stadt als Kulisse. Die Piazza Grande, verwinkelte Gassen und sanft geschwungene Steintreppen wurden zur Bühne für eine der berührendsten Geschichten des italienischen Films. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, erkennt vieles wieder – und spürt die stille Melancholie, die dieser Ort ausstrahlen kann.
Gold, Geist und Geschmack
Arezzo ist nicht nur Stadt der Kunst, sondern auch des Handwerks. Besonders die Goldverarbeitung hat hier Tradition. In kleinen Werkstätten entstehen feine Schmuckstücke, oft in Handarbeit, manchmal in Familienbetrieben mit jahrzehntelanger Geschichte. Einmal im Jahr wird Arezzo sogar zum Zentrum der internationalen Schmuckwelt: Dann findet die Fachmesse „OroArezzo“ statt, die Händler und Designer aus aller Welt anzieht.
Vielleicht ist es genau das, was Arezzo so besonders macht: dass es nicht laut um Aufmerksamkeit wirbt. Dass es nicht auf jeder Bucket-List steht. Wer kommt, bleibt oft länger als geplant.