RAY-BAN & Co – Italiens Brillen-König ist tot

Der Mann, der  aus Brillen Luxusprodukten machte. Leonardo Del Vecchio schaffte es aus einem Mailänder Waisenhaus auf Platz 2 der Superreichen-Liste Italiens. Geschätztes Vermögen: etwa 30 Milliarden Euro. 

Del Vecchio starb jetzt Ende Juni im Alter von 87 Jahren an einer Lungenentzündung. Zu seinem Brillen-Imperium Essilor-Luxottica gehören Marken wie Ray-Ban oder die frühere US-Firma Oakley. Del Vecchio hatte exklusive Lizenzverträge mit Giorgio Armani, Burberry, Bulgari, Chanel, Coach, Dolce & Gabbana, Ferrari, Michael Kors, Prada, Ralph Lauren, Tiffany & Co., Valentino und Versace.

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Mit 26 Jahren kauft Del Vecchio ein Grundstück im Dorf Agordo, bei Bozen
Foto: Luxottica

Daneben hält seine Holding außerdem den größten Anteil an dem italienischen Finanzdienstleister Mediobanca, außerdem Anteile an der Versicherung Generali, am französischen Immobilienfonds Covivio und an der Universalbank Unicredi.

Der Multi-Milliardär hatte sich nie zur Ruhe gesetzt, im Gegenteil.  Im April diesen Jahres versuchte Del Vecchio noch den CEO der Versicherung  zu stürzen. Vor vier Jahren fusionierte er mit dem französischen Brillenglas-Unternehmen Essilor.

Für diesen Erfolg hat sich Del Vecchio von unten hoch gearbeitet. Sein Vater verkaufte Obst und Gemüse, starb wenige Jahre nach seiner Geburt. Die Mutter schaffte es nicht, ihn zu versorgen. Mit 7 Jahren gibt sie ihn ins Kinderheim. „Das prägt dich“, sagte er später mal. 

Mit 15 lernte Del Vecchio in Mailand erst Schlosser, schwenkte dann auf Feinmechanik rum. Seine erste Werkstatt war eine Garage. Er bot sich als Zulieferer für Brillen-Hersteller an. Abends besuchte er Kurse an der Volkshochschule. Das Geld war sehr knapp. “Ich wollte in allem immer der Beste sein”, sagte er später über seinen Antrieb.

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Brillenproduktion per Hand
Foto: Luxottica

Mit 26 Jahren zog del Vecchio in ein kleines Dorf Agordo in die Dolomiten. Die Gemeinde verschenkte Grundstücke an Investoren, die Arbeitsplätze schaffen wollten. Del Vecchio reiste mit seinem Roller an. Der Anfang war schwer. Seine kleine Firma für Brillen-Ersatzteile. stand anfangs immer wieder vor dem Konkurs.

Seine rettende Vision hat Del Vecchio fünf Jahre später mit Anfang 30: Die Brille ist mehr als ein Sehhilfe, sie ist ein modisches Accessoires. Er beginnt selbst, komplette Brillen herzustellen. Der Rest ist Geschichte.

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Wie viele Unternehmer seiner Generation konnte und wollte sich Del Vecchio nicht von seinem Unternehmen lösen. Ein Jahrzehnt versuchte er es. 2014 löste er seinen Geschäftsführer wieder ab. Zu seinem 80. Geburtstag ein Jahr später spendierte er seinen 8.000 Mitarbeitenden Aktien im Wert von 9 Millionen Euro, gut 1000 Euro pro Person.  

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Del Vecchio hat sechs Kinder aus drei Beziehungen. 2010 heiratete er seine zweite Frau Nicoletta übrigens ein zweites Mal. Damit es keinen Streit gibt, hat Del Vecchio präzise Regeln für sein Erbe formuliert: 

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Der König und sein Kronprinz
Foto: Luxottica

Für eine Mehrheit bei Entscheidungen sind 88 Prozent der Erben-Stimmen erforderlich, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Seine Frau Nicoletta bekommt 25 Prozent, jedes Kind 12,5 Prozent. Mitsprechen darf die Familie nur bei Dividenden-Politik und Bilanz-Genehmigung. Strategie und Investitionen beschließt ein Vorstand ohne Familie. 

Sein Nachfolger im Brillen-Imperium wird sein langjähriger Vertrauter und Berater  Francesco Milleri (63). 

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Quellen: eigene Recherche; spiegel.de: „Milliardär Leonardo del Vecchio ist tot“; NZZ.ch/Gerhard Bläske: „Aus dem Waisenhaus zum Multimilliardär – ein Nachruf auf den Brillenkönig Leonardo Del Vecchio“; FAZ.net/Christian Schubert: „Die Nachfolge des italienischen Brillenkönigs ist entschieden“

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