Todes-Lawine auf ISCHIA – Die Wut auf die Behörden!

Zu der unglaublichen Trauer kommt eine unglaubliche Wut! Elf Menschen, darunter vier Kinder starben am Samstag durch einen Erdrutsch auf Ischia. Illegal gebaute Häuser sollen schuld an der Schlammlawine sein. Außerdem sollen Warnungen vor dem Unwetter ignoriert worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Zehn Menschen sterben durch Schlammlawine auf Ischia

Der frühere Bürgermeister von Casamicciola Giuseppe Conte (75, pensionierter Ingenieur) hatte bis vier Tage vor dem Unwetter diverse Behörden insgesamt 23 Mal vor einem Erdrutsch in seinem Ort gewarnt. Er rief in seinen Mails dringend zur Evakuierung der Bevölkerung auf. Weder die lokalen noch regionalen Behörden, noch der Zivilschutz von Kampanien sollen allerdings reagiert haben.

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Blick vom Monte Epomeo in Tal: Von diesem Berg löste sich am Samstag eine Schlammlawine (Archiv-Bild)
Foto: robypangy/Getty Images via canva.com

Warum mindestens elf Menschen sterben mussten – obwohl das Risiko bekannt war, untersucht jetzt die Staatsanwaltschaft von Neapel. Die ermittelt wird auch vor Ort auf Ischia, noch gegen unbekannt.

Der Albtraum auf Ischia ist menschengemacht. Ischia ist ein Symbol für illegale Bausünden in Italien. Ein Mahnmal. Mit dem Tourismus kam der Bauboom. Genehmigungen dauerten, jedes 7. Haus auf der Insel wurde ohne Baugenehmigung gebaut. Und dass, obwohl Ischia auf vulkanischem Boden gebaut ist.

Die aktuellen Bergungsarbeiten nach dem Erdrutsch auf Ischia

Vulkanischer Boden ist fragil und rutschig, immer in Bewegung. Selbst auf den riskantesten Gebieten wurde auf Ischia gebaut, auch an den Abhängen des jetzt betroffenen Monte Epomeo. Weil auch am Hang jedes Haus eine Terrasse mit freier Panorama-Sicht braucht, wurde abgeholzt ohne Ende. Wenn es dann so extrem stark regnet wie am Samstag, kann der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen.

Ein ganzer Hang des Monte Epomeo donnerte am frühen Samstagmorgen mit Gewalt hunderte Meter ins Tal in den kleinen Ort Casamicciola Terme. Zehn Menschen starben, darunter drei Geschwister (†6,†11 und †15 Jahre) und ihre Eltern, außerdem ein junges Paar mit ihrem drei Wochen alten Säugling. Zwei Menschen werden noch vermisst.

160 Feuerwehrleute aus ganz Süditalien sind im Einsatz

In den vergangene 40 Jahren gab es gleich dreimal Erlasse durch die Regierung, durch die man illegal gebaute Häuser rückwirkend genehmigen lassen konnte: 1984, 1994 und 2018. Trotz dieser Bau-Amnestie kamen auf Ischia allerdings nicht alle Genehmigungsgesuche durch: Mehr als 600 Häuser hätten seit 2018 abgerissen werden sollen. Aber passiert ist nichts. Bürgermeister und Behörden sähen weg, so der Vorwurf. Außerdem seien keine Schutzmaßnahmen gegen Erdrutsche in den Risiko-Gebieten geschaffen worden.

Parallel laufen die Bergungsarbeiten weiter auf Hochtouren. Taucher scannen mit einem Sonar den Meeresboden in der Nähe des Hafens von Casamicciola. 160 Feuerwehrleute aus Kampanien, dem Latium, der Toskana, den Abruzzen, Apulien und Molise sind auf Ischia im Einsatz. Schweres Gerät und Hundestaffeln unterstützen die Arbeiten. Die Schlammlawine beschädigte dutzende Gebäude. Mehr als 260 Menschen wurden obdachlos. In dem kleinen Ort lebten vor der Katastrophe etwa 7.600 Menschen.

Mehr als 260 Menschen wurden obdachlos

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geschrieben von Pietro Perroni, zuerst veröffentlich am 29. November 2022

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