Warum Kastanien in Italien jetzt zur Delikatesse werden

Geröstete Maronen in Verona Foto: stock.adobe.com/Nicole

Von unserer Redaktion

Über den Hügeln der Toskana steigt Rauch auf, der Duft von Feuer und gerösteten Kastanien liegt in der Luft.

Italien ist im Herbst ein Land aus Gold, Nebel und Marroni. Jetzt beginnt in im Bel-Paese die Zeit der Kastanien: auf Märkten, in Tavernen, in den Straßen ganzer Dörfer. Von Nord bis Süd wird geröstet, gekocht und gefeiert – mit Festen, Liedern und Gerichten, die in der Geschichte des Landes wurzeln.

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Der „Brotbaum“ Italiens

Frische Kastanien im Piemont
Frische Kastanien im Piemont
Foto: stock.adobe.com/Michele Ursi

Die Kastanie war in früheren Jahrhunderten überlebenswichtig. Als sogenannter „Brotbaum“ rettete sie ganze Landstriche vor Hunger, vor allem in den Bergregionen, wo Weizen kaum wuchs. Noch heute erzählen ältere Familien in der Garfagnana oder im Casentino, dass sie in Notzeiten von Kastanienmehl lebten – getrocknet, gemahlen, zu Brot oder Brei verarbeitet.

Heute wird die Frucht wieder geschätzt: als Symbol regionaler Identität und als herbstliche Spezialität, die Italien auf ihre ganz eigene Weise duften lässt. Die Ernte ist vielerorts ein soziales Ereignis. Familien und Freunde treffen sich, um zu sammeln und direkt die ersten zu rösten und zu essen.

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Feste, Feuer und Familien

In vielen Regionen – etwa am Comer See, im Mugello, in der Garfagnana oder am Ätna auf Sizilien – verwandeln sich die Dörfer im Oktober und November in offene Küchen. Überall finden „Sagre della Castagna“ statt, Dorffeste rund um die braune Frucht, die einst satt machte und heute als Delikatesse gilt. Auf den Plätzen glühen die Pfannen, in den Restaurants duftet es nach Kastanienrisotto, Polenta und süßem Marronenkuchen.

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Was Italien aus Kastanien macht

Zu den beliebtesten Klassikern gehören die Zuppa di Marroni, eine cremige Kastaniensuppe mit Gemüse, besonders im Nordwesten und in der Toskana beliebt, sowie der Castagnaccio, ein rustikaler Kuchen aus Kastanienmehl mit Rosmarin, Pinienkernen und Rosinen. Herbstlich-deftig wird es mit Gnocchi di Castagne in Salbeibutter oder einem Risotto alle Castagne, das den nussigen Geschmack der Maronen elegant mit Reis verbindet.

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Ein Kastanien-Straßenverkäufer in Rom
Photo by TONY G on Pexels.com

Auch Desserts spielen eine Rolle: beliebt ist das Tiramisù di Marroni, eine herbstliche Variante des Klassikers mit Kastaniencreme und einem Schuss Rum. In vielen Regionen wird außerdem Purè di Castagne serviert – ein feines Kastanienpüree, süß oder herzhaft, als Beilage zu Wild oder als Dessert mit Schokolade. Marroni canditi , kandierte Kastanien, werden besonders in Piemont, Ligurien und der Lombardei hergestellt – handgeschält, mehrfach gekocht und in Zuckersirup glasiert.

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Sorten, Regionen und Geschmack

Nicht alle Kastanien sind gleich: Die begehrten Marroni gelten als besonders groß, aromatisch und fleischig. Sie stammen wie die Edelkastanie von der Art Castanea sativa, sind aber veredelte Zuchtsorten. In Italien existieren bis zu 300 lokal benannte Varietäten, von der Castagna del Mugello und dem Marrone di Cuneo bis zur Castagna di Montella in Kampanien – viele mit geschützter Herkunftsbezeichnung (IGP oder DOP).

Die Frucht ist nicht nur kulinarisch interessant, sondern auch gesund: wenig Fett, viele Ballaststoffe, viel Vitamin C – und eine der wenigen „Nüsse“, die sich in Notzeiten zu Mehl verarbeiten ließ. Ganze Kastanien-Wälder werden bis heute in der Toskana, im Trentino oder auf Sizilien bis heute bewirtschaftet.

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Wo der Herbst nach Dolce Vita schmeckt

Entlang der Strada del Marrone del Mugello oder im kleinen Museo del Castagno in Colognora di Pescaglia (Lucca) kann man erleben, wie eng diese Frucht mit der Geschichte Italiens verbunden ist.

Wer das alles sehen und schmecken will, hat jetzt die beste Zeit. In Marradi (Toskana), Serino (Kampanien), Sassello (Ligurien) oder auf Sizilien laufen die großen Kastanienfeste. Dort ist der Herbst mehr als eine Jahreszeit.

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