Der typische Oster-Lammkuchen mit Mandelcreme in Favara auf Sizilien Foto: stock.adobe.com/FV Photography
Von unserer Redaktion
Während in Deutschland der Osterhase seine Runden dreht, läuft in Italien ein Fest der Superlative. Ostern, auf Italienisch „Pasqua”, gehört zu den bedeutendsten Feiertagen des Landes. Doch wie feiert man eigentlich in Rom, Neapel oder Palermo: Was steht auf dem Tisch und warum verschenken die Italiener keine Hasen, sondern riesige Schokoeier?
In Italien beginnt das eigentliche Osterwochenende mit dem Karfreitag, der allerdings kein gesetzlicher Feiertag ist. Dennoch finden in vielen Städten Prozessionen statt, vor allem im Süden. In Rom zieht es die Gläubigen zur Via Crucis, dem Kreuzweg am Kolosseum, bei dem der Papst selbst die letzte Etappe begleitet.
Karsamstag wird traditionell ruhig verbracht, oft mit Vorbereitungen für das große Festessen. Der eigentliche Feiertag ist der Ostersonntag – mit einem Gottesdienst auf dem Petersplatz und einer besonderen Botschaft des Papstes: „Urbi et Orbi“.
La Colomba: Italiens Osterkuchen mit Symbolcharakter
Anstelle von Schokohasen gibt es in Italien die „Colomba di Pasqua“, einen lockeren Hefekuchen in Form einer Taube. Sie symbolisiert Frieden und Hoffnung. Der Teig ähnelt dem Panettone, wird aber mit Mandeln und Zuckerguss veredelt. Jede Region hat dabei ihre eigene Variante: mal mit kandierten Früchten, mal mit Schokoladenstücken oder sogar Pistazien.

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Das große Schlemmen: Was kommt an Ostern auf den Tisch?
Ostern ist in Italien in erster Linie ein Familienfest – und das heißt: viel Essen, viele Menschen, viele Stunden am Tisch. Beliebt sind je nach Region:
- Lammbraten (Agnello), besonders im Zentrum und Süden Italiens
- Torta Pasqualina, ein herzhafter Blätterteigkuchen mit Ei, Spinat und Ricotta, vor allem in Ligurien
- Pastiera Napoletana, ein traditioneller Osterkuchen mit Ricotta, Weizenkörnern und kandierten Früchten aus Neapel
- Artischocken, in Rom gern „alla Romana” geschmort
Dazu gibt es Brot, Wein und zum Abschluss natürlich die Colomba oder ein übergroßes Schokoladenei mit Überraschung („uovo di Pasqua”). Besonders Kinder freuen sich auf den Inhalt – vom Spielzeug bis zum Liebesbrief ist alles möglich.
Rom, Neapel, Sizilien: Wo Ostern besonders feierlich wird
In Rom steht der Vatikan im Zentrum der Feierlichkeiten. Tausende Pilger:innen kommen, um den Papst zu erleben. Die Stadt ist feierlich, international, spirituell.
In Neapel ist Ostern emotional, familiär und laut. Die Gassen duften nach Pastiera, aus offenen Fenstern klingt Musik. Wer Glück hat, wird zum Essen eingeladen – nicht selten von Familien, die man erst seit fünf Minuten kennt.

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In Sizilien zeigt sich Ostern von seiner barocken Seite: riesige Prozessionen, dramatische Verkleidungen, Marienstatuen, die durch die Städte getragen werden. Besonders berühmt ist die Karfreitagsprozession in Enna – mit über 2.000 Teilnehmer in traditionellen Bruderschaftsgewändern.
Nord trifft Süd: Ostertraditionen im Vergleich
Im Norden Italiens ist Ostern oft kühler und ruhiger. Die Feiern sind dezenter, die Speisen leichter, das Wetter manchmal noch winterlich. Typisch: Ausflüge am Ostermontag, oft mit Picknick im Grünen.
Im Süden dagegen ist Ostern ein Fest für alle Sinne: laut, bunt, mit viel Emotion und einem Tisch, der sich biegt. Hier wird das Religiöse oft mit dem Volkstümlichen vermischt, und auch Nicht-Kirchgänger:innen nehmen an den Prozessionen teil – aus Tradition, Stolz und Gemeinschaftsgefühl.
Ostern in Italien ist keine Nebensache – es ist ein Ereignis. Zwischen religiösem Ernst, kulinarischem Hochgenuss und überraschender Herzlichkeit zeigt sich das Land in seiner ganzen Vielfalt. Wer einmal zu „Pasqua” in Italien war, versteht: Dieses Fest ist wie ein guter italienischer Film. Etwas laut, sehr emotional – und mit einem überraschenden Finale aus Schokolade.