Ziemlich viel los vor einer Salumeria im Spanischen Viertel in Neapel
Von unserer Redaktion
Neapel, das klingt nach Chaos, Leidenschaft und süditalienischer Lebensfreude. Die drittgrößte Stadt Italiens ist ein Schmelztiegel aus Geschichte, Kultur und einer Prise Anarchie.
Direkt am Fuße des Vesuvs gelegen, ist sie eine Stadt der Extreme: prachtvolle Palazzi neben verfallenen Altbauten, Dolce Vita neben Camorra, und die beste Pizza der Welt mitten im Verkehrschaos. Doch genau diese Gegensätze machen Neapel so einzigartig. Wer sich auf die Stadt einlässt, wird mit einer unvergleichlichen Atmosphäre belohnt.
Eine Stadt auf explosivem Terrain
Kaum eine Stadt liegt so spektakulär und gleichzeitig so gefährlich wie Neapel. Direkt im Schatten des Vesuvs, eines der berüchtigtsten Vulkane der Welt, erbaut, lebt die Stadt mit einer ständigen, wenn auch oft verdrängten Bedrohung. Der letzte Ausbruch war 1944, doch Wissenschaftler warnen: Der Vesuv schläft nur, er ist nicht erloschen. Auch die Phlegräischen Felder westlich der Stadt, eine riesige unterirdische Vulkanlandschaft, sind geologisch hochaktiv. Doch genau diese explosive Umgebung macht die Region auch zu einem der fruchtbarsten und faszinierendsten Orte Italiens.
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Und als ob das nicht genug wäre, liegt vor den Toren der Stadt die vielleicht schönste Küste der Welt: Die Amalfiküste mit ihren steilen Felsen, pastellfarbenen Dörfern und azurblauem Meer ist nur eine kurze Autofahrt entfernt. Und wer es mondän mag, setzt mit der Fähre über nach Capri – die Insel der Reichen und Schönen, die mit ihrer Blauen Grotte, den Faraglioni-Felsen und einer glamourösen Piazzetta seit Jahrhunderten Besucher verzaubert.
Neapels Herz: Die Altstadt

Das Zentrum Neapels gleicht einem riesigen Freilichtmuseum – und doch ist es Leben pur. Seit 1995 gehört die historische Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zwischen den engen Gassen, den sogenannten „vicoli“, erstrecken sich beeindruckende Bauwerke: die gotische Kathedrale San Gennaro, das barocke Kloster Santa Chiara oder das imposante Castel Nuovo.
Ein Spaziergang durch die Spaccanapoli, die berühmte Straße, die die Altstadt teilt, ist wie eine Reise durch die Zeit. Hier stehen jahrhundertealte Kirchen neben hippen Bars, während Händler lautstark ihre Waren anbieten. Ein Touristenmagnet ist die Via San Gregorio Armeno, die berühmte Krippenstraße, in der das ganze Jahr über kunstvolle Weihnachtskrippen verkauft werden – eine typisch neapolitanische Tradition.
Viel mehr als Pizza

Neapel ist untrennbar mit der Pizza verbunden – und das aus gutem Grund. Hier wurde die Pizza Margherita erfunden, mit ihren simplen, aber perfekten Zutaten: Tomate, Mozzarella, Basilikum. In traditionellen Pizzerien wie „Da Michele“ oder „Sorbillo“ wird Pizza nach alter neapolitanischer Tradition gebacken – mit fluffigem Rand und hauchdünnem Boden.
Doch Neapel hat kulinarisch so viel mehr zu bieten – das sieht man, wenn man durch die Straßen spaziert: Sfogliatelle, knuspriges Blätterteiggebäck mit Ricottafüllung, oder der köstliche neapolitanische Espresso, der in kleinen, starken Schlucken getrunken wird. Das Streetfood in Neapel ist legendär, von süß bis salzig, gibt es hier die komplette Palette. Lass dir einfach mal in einer Salumeria ein Baguette belegen: eine Geschmacksexplosion! Und von den Klassikern in Kampanien, wie Spaghetti alle Vongole, Spaghetti mit Venusmuscheln, haben wir da noch gar nicht gesprochen. Der Tipp im Sommer ist frisch ausgepresster Zitronensaft auf Eis – die örtlichen Zitronen haben auch mal gut die Größe einer Mango.

Der Verkehr für ganz Harte
Neapel ist keine Stadt für schwache Nerven. Der Verkehr ist ein Spektakel für sich, Ampeln werden oft ignoriert, und wer sich zu Fuß bewegt, braucht eine gute Portion Selbstbewusstsein. Doch das Chaos hat Methode – und wer sich darauf einlässt, wird schnell merken: Neapel lebt nach seinen eigenen Regeln. Und wenn einem in der Einbahnstraße zehn Roller entgegenkommen – kein Grund zu Panik. Die werden im letzten Moment ganz knapp an die vorbeifahren.

Doch trotz aller Wildheit ist die Stadt auch voller Herzlichkeit. Die Neapolitaner sind stolz auf ihre Stadt und ihre Traditionen. Musik ist allgegenwärtig, ob als neapolitanische Volkslieder oder durch den modernen Straßenrapper Liberato. Und der Fußball ist fast eine Religion: Der SSC Neapel, einst Heimat des legendären Diego Maradona, ist ein zentraler Bestandteil des Stadtlebens. Dass die Neapolitaner in der Regel sehr gläubig, aber auch sehr abergläubig sind, scheint kein Widerspruch zu sein. Der rote Glücksbringer, das Cornicello, ist mittlerweile auch ein Renner als Touristensouvenir.
Neapel entdecken: Tipps für einen unvergesslichen Besuch
- Quartieri Spagnoli: Enge Gassen, Wäscheleinen und Street-Art – ein authentisches Neapel-Erlebnis.
- Metro dell’Arte: Die künstlerisch spektakulär gestalteten U-Bahn-Stationen der Stadt, die das größte unterirdische Museum der Welt für zeitgenössische Kunst sind.
- Vesuv & Pompeji: Ein Tagesausflug zum legendären Vulkan und den Ruinen der antiken Stadt ist ein Muss.
- Galleria Umberto I: Eine prächtige Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert, ideal für eine kurze Pause.

- Castel dell’Ovo: Eine der ältesten Festungen Neapels mit fantastischem Blick auf den Golf.
- Archäologisches Nationalmuseum: Wer Pompeji und Herculaneum besuchen will, sollte hier starten – eine der besten Sammlungen der Welt.
Neapel ist laut, chaotisch und manchmal herausfordernd – aber genau das macht seinen Charme aus. Neapel ist eine Stadt, die man nicht nur besucht, sondern erlebt. Du weinst zweimal, wenn du in Neapel bist, sagt der Volksmund: Einmal wenn du ankommst – und einmal wenn du wieder weg musst.