Mehr als satt: Was italienisches Essen wirklich ausmacht

Ein Teiler Antipasti, der richtig gut geschmeckt hat

Von unserer Redaktion

Essen in Italien ist mehr als Nahrungsaufnahme. Es ist Teil des Alltags – und oft ein lautes Ritual. Man redet dabei, man gestikuliert, man unterbricht sich gegenseitig. Nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil das Leben mit am Tisch sitzt.

Ein Teller Pasta kann Gesprächsbegleiter sein, Trostpflaster, Startsignal fürs Wochenende. Und er muss nicht viel können – Hauptsache, die Tomaten waren reif, das Öl ist ordentlich, und Nonna hat abgeschmeckt.

Keine Showeffekte am Herd

Italienische Küche ist Liebe. Kein Spektakel, keine Pose. Sie muss nichts beweisen – sie wird gefühlt. Dein Essen ist ein Heiligtum. Es wird nicht einfach serviert – es wird zelebriert. Nicht, weil es schick ist, sondern weil Essen Kultur ist. Und weil es das in Italien immer schon war.

Gnocchi mit Gorgonzola und Walnüssen, gegessen in Verona im Herbst
Gnocchi mit Gorgonzola und Walnüssen, gegessen in Verona im Herbst

Die besten Zitate des Paten

Früher Arme-Leute-Essen, heute „Authentisch”

Viele Klassiker der italienischen Küche stammen aus der cucina povera – der „Arme-Leute-Küche“, die sich irgendwann aus der Not heraus zur Tugend entwickelt hat. Alte Brotreste, ein paar Bohnen, etwas Kohl: Daraus wurde Ribollita. Oder Pasta e ceci, die Kichererbsensuppe mit Nudeln, wie sie in Mittelitalien gern gegessen wird. Auch ohne viel Geld, sehr schmackhaft.

Die Auslage einer Pasticceria in Neapel
Die Auslage einer Pasticceria in Neapel

Was diese Küche stark macht, ist nicht ihre Einfachheit, sondern ihr Selbstbewusstsein. Sie weiß, was sie kann – und was sie weglassen kann. Keine Sauce braucht zehn Zutaten, wenn man die richtigen drei hat.

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Erfahrung mit Liebe

Kochen ist in Italien selten eine Frage von Rezepten. Eher von Erfahrung. Von dem Gefühl, wann genug Salz im Wasser ist, wann der Teig die richtige Konsistenz hat oder wie lange die Zwiebeln noch brauchen. Mengenangaben sind bestenfalls Orientierung – im Zweifel entscheidet das Bauchgefühl. Und das sitzt in Italien scheinbar von Geburt an.

Die Weitergabe dieses Wissens passiert meist beiläufig – am Küchentisch, beim Mithelfen, beim Zusehen. Jede Familie hat ihre eigenen Routinen, jede Region ihre Eigenheiten, und man muss nicht weit reisen, um festzustellen: Was in Apulien Standard ist, ist in Venetien schon exotisch. Genau darin liegt die kulinarische Vielfalt Italiens.

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Essen ist gesellig

In Italien wird selten allein gegessen. Selbst ein schnelles Mittagessen wird zum kleinen Ereignis, bei dem nicht nur gegessen, sondern auch erzählt wird. Ein Tisch, ein paar Teller, ein Glas Wein – mehr braucht es nicht, damit etwas entsteht, das bleibt.

Nachhaltig ist normal

Saisonalität ist in Italien kein Prinzip, sondern Normalität. Man isst, was gerade da ist. Tomaten im Sommer, Pilze im Herbst, Artischocken im Frühling. Auf den Märkten wird probiert, gefachsimpelt, gelacht. Und oft weiß man, wer den Käse gemacht hat – oder wie alt die Ziege war, aus der die Wurst stammt. Vielleicht ist es genau das, was die italienische Küche am stärksten macht: Dass sie nicht nach Perfektion strebt, sondern nach Echtheit. Dass sie nicht gefallen will – sondern da ist.

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