FLAVIO BRIATORE – Zoff um 65-Euro-Pizza

Wenn Schickimicki auf Tradition trifft. Lebemann und Ex-Formel 1-Manager Flavio Briatore steht unter Beschuss. Italiens Traditionsbäcker protestieren öffentlich gegen seine “Missachtung der italienischen Seele”.

Von Anfang an: Unter dem Namen “Crazy Pizza” bietet Briatore seit neuestem Pizza in der Via Veneto in Rom an. Die teuerste Pizza der Karte kostet satte 65 Euro, dafür gibt es ein paar Scheiben des Luxusschinken Pata Negra obendrauf. Eine Pizza mit Trüffel gibt es für 49 Euro, eine einfache Pizza Margherita für 15 Euro

flavio briatore
So präsentiert sich” Crazy Pizza” auf Instagram
Screenshot: instagram/crazypizza.rome

Briatores Vision: Mit Lokalen wie “Crazy Pizza” bekäme die Pizza ihre verlorene Klasse zurück. Warum er der italienischen Pizza mit spanischem Edel-Schinken Klasse zurückgeben will, bleibt offen. Auch, warum er sich für einen englischen Namen entschieden hat, der an Fast Food erinnert.

Aus Briatores Restaurant soll eine Kette auf Italiens Festland werden. Der Unternehmer hat bisher nur eine Filiale auf Sardinien, seit kurzem auch eine in Mailand – außerdem in Riad (Saudi-Arabien), Monaco, zwei in London. Eine Neueröffnung in Katar steht kurz bevor. Keine klassischen Länder für die Rettung der italienischen Pizza, möchte man meinen.

Briatores Gourmet-Gehabe macht die traditionellen Pizzabäcker aus Neapel extrem sauer. “Die Pizza ist ein Gericht der volkstümlichen Tradition. Sie hat ganze Generationen ernährt und dazu beigetragen, die schwersten Krisen zu überwinden – vom Krieg bis zur Cholera-Epidemie”, sagte Sergio Miccú, Präsident der “Associazione Pizzaiouli Napoletani”, der Pizzabäcker-Vereinigung Neapel.

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Ein Blick auf die Speisekarte im “Crazy Pizza” in Rom
Screenshot: crazypizza.com/rome

Briatores Wichtigtuerei sei eine “Missachtung der italienischen Seele und Kultur”. Eine Pizza Margherita müsse zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden. In Neapel kostet sie im Schnitt vier bis fünf Euro. Aus Protest verschenkten Pizzerien in der neapolitanischen Altstadt vor einigen Tagen sogar Gratis-Pizza.

Kritik lässt den selbsternannten “Pizza-Retter” Briatore kalt. Er unterstellt sogar: “Welche Zutaten verwenden Sie, um die Preise so niedrig zu halten?” Der Unternehmer mit der Playboy-Frisur kündigt an, demnächst auch in Neapel ein Restaurant aufmachen zu wollen.

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Immer mehr bekannte Köche Italiens kritisieren Briatore öffentlich. Der bekannteste Pizzabäcker Italiens Gino Sorbello fordert: “Jeder muss das Recht auf eine einfache Pizza haben.”

Auf Social Media ist die Debatte im vollem Gange. Der Unternehmer bekommt viel Gegenwind – auch unterhalb der Gürtellinie. Seine Landsleute teilen seine Meinung offensichtlich nicht. Und Briatore?

flavio briatore instagram
Auch auf Instagram hält Briatore die Pizza-Debatte am Laufen
Screenshot: Instagram/briatoreflavio

Der Ex-Formel 1-Manager behauptete zuletzt bei “La Zanzara“ auf Radio24: “Die benutzen mich nur, um Werbung zu machen.” Er selbst möge Pizza aus Neapel nicht, wie er direkt danach erklärte: “Sie hat zu viel Hefe und Teig.”

Der PR-Profi weiß, wie er die Diskussion am Laufen hält. Am Ende ist alles Werbung für sein Geschäft. Das schreit nach einer langen Fortsetzung des Streits….

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Titelbild/Montage – Archivfoto von Briatore (2009): Nicolas Genin / CC-BY-SA-2.0; Ziga Plahutar/Getty Images Signature via canva.com (Pizza)

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