SARDINIEN– Heuschrecken-Tsunami im Zentrum

Die Natur schlägt in Italien aktuell erbarmungslos zu. Norditalien leidet unter einer historischen Dürre. Auf Sardinien machen sich aktuell Milliarden (!) Heuschrecken breit – mit einer Zerstörungskraft von Feuer…

Das vierte Jahr in Folge leidet Sardinien unter einer Heuschrecken-Invaion. Im Fokus der tierischen Fressorgien ist wieder das Zentrum der Insel. Zwischen 9 und 17 Uhr verlässt aktuell niemand das Haus, wenn er nicht muss. Zu dieser Zeit sind die größten Schwärme unterwegs.

Ein Sarde filmt das Ausmaß der tierischen Zerstörung: Der ganze Boden krabbelt

Das Epi-Zentrum der Fress-Invasion ist die Ottana-Ebene in der Provinz Nuoro. Mittlerweile krabbelt es hier in allen Orten, von Noragugume bis Bolotana, von Illorai bis Olzai, Teti, Sarule, Sedilo, bis hin zu Nuoro und Ottan.

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Hier liegt das Zentrum der Heuschrecken-Attacke auf Sardinien

Im Inselzentrum leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Die Heuschrecken fressen alles. Laut italienischem Bauernverband Coldiretti Nuoro Ogliastra ist das Saatgut auf 30.000 Hektar Land bereits vernichtet – Tendenz steigend. Auch Tierhalter sind betroffen, weil die Insekten auch über ihre Futtervorräte herfallen. Heuschrecken sind polyphage Insekten: Sie fressen quasi alles.

Der kühle Mai und der heiße Juni haben für optimale Brutbedingungen für Heuschrecken geschaffen, dazu der vorangegangene milde und trockene Winter. Milliarden Heuschrecken sind in den vergangenen Wochen geschlüpft.

Die Heuschrecken legen ihre Eier im Herbst in kleinen Löchern im Boden. Zwischen Mai und Juli reifen diese heran. Je besser die Bedingungen, desto mehr Insekten schlüpfen.

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Am Ende wird von diesem Mais nichts übrig bleiben: ein Facebook-Post des Bauernverbandes
Screenshot: Facebook/ColdirettiNuoroOgliastra

“Biologische Katastrophe”

Bereits Mitte Juni schlugen erste sardische Politiker Alarm, warnten vor einer “biologischen Katastrophe”. Der italienische Agrarminister Stefano Patuanelli sprach zuletzt von einer Situation wie in einem “Horrorfilm”.

Behörden versuchen die Tiere auch mit Pestiziden aus Drohnen und Autos zu töten – “eine sinnlose Maßnahme”, meint allerdings der Bauernverband. „Natürliche Methoden wie das Pflügen der Felder und der Einsatz von Insekten, die die Heuschrecken bekämpfen, sind die effektivsten Methoden gegen die Heuschreckenplage.“

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Schuld: Stillgelegte Felder und Klimawandel

Neben dem Klimawandel sind das vermehrte Stilllegen von Feldern ein Grund für die Heuschrecken-Plage, so der Verband. Dort können sich die Insekten in Ruhe entwickeln – um dann über bestelltes Land herzufallen.

Die Heuschrecken-Plage sei absehbar gewesen. Seit vier Jahren fressen sich die Insekten im Sommer auf Sardinien durch. Jedes Jahr werden es mehr, jedes Jahr wird der Schaden größer. Eine einzige Heuschrecke sorgt für 30 Nachfahren im Folgejahr. 2019 wurden nur 2.000 Hektar Ernte vernichtet, in diesem Jahr werden es mindestens 30.000 Hektar sein.

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Invasion einer Hecke: So viele Heuschrecken, dass man die Zweige nicht mehr sieht, berichtet der Bauernverband
Screenshot: Facebook/ColdirettiNuoroOgliastra

Wie eine Studie der sardischen Universität bestätigt, wäre es am effektivsten, die brach liegenden Felder zumindest oberflächlich zu bearbeiten. So kämen die Eier an die Oberfläche , würden von Kälte und Parasiten zerstört. Laut Studien haben sich auch biologische Bekämpfungsmethoden wie Pilze, Vögel und andere Insekten bewährt.

Der Verband Coldiretti Nuoro Ogliastra fordert die Regierung auf, endlich zu handeln. Seine Mitgliederinnen und Mitglieder seien bereit, die brachliegenden Felder ab Herbst zu pflügen. Selbst dann dauere es zwei bis drei Jahre bis die Heuschrecken-Plage im Griff sei.

Eine Abschätzung des Gesamtschadens auf Sardinien ist aktuell noch nicht möglich.

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Quellen: Coldiretti Nuoro Ogliastra/Facebook; VelvetMag.it: “Sardegna, invasione di cavallette: in fumo 30mila ettari”; Merkur.de: “Zerreißprobe in Italien: Nach Gardasee-Diskussion – Heuschreckenplage auf Sardinien: „Wie im Horrorfilm“”; ORF.at: “Heuschreckenplage in Sardinien: Insel fordert von Rom Hilfe”; Topagraronline.de: “Heuschreckenplage auf Sardinien”

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