100 TAGE – Norditalien und die große Dürre

Dramatische Dürre in Norditalien: Selbst am Gardasee, dem größten Wasserreservoir Norditaliens wird das Wasser jetzt knapp. Die Landwirtschaft rechnet mit bis zu 70 Prozent Ernteausfällen. So ernst ist die Lage…

Im Piemont hat es seit 110 Tagen nicht geregnet, ähnlich trocken ist es in der Lombardei, im Veneto und in der Emilia-Romagna. Immer mehr Gemeinden fordern den nationalen Notstandes.

Vom “großen Fluß” ist nichts mehr übrig: der Po bei Portiolo in der Lombardei
Foto: bonottomario/Getty Images via canva.com

In mehr als 170 Städten und Dörfern im Piemont ist Wasser bereits rationiert. Es darf nur noch zum Trinken und Kochen verwendet werden. In zehn Städten westlich von Mailand wird nachts das Wasser komplett abgestellt. Manche Kommunen müssen schon via Wasser-Laster versorgt werden.

Po liegt unter Meeresspiegel

Historischer Tiefstand: Der Po ist so ausgetrocknet, dass er inzwischen unter dem Meeresspiegel liegt. Deswegen dringt Salzwasser durch den Flusslauf ins Landesinnere – aktuell schon 21 Kilometer tief! Tendenz: steigend. Vor einer Woche waren es “nur” 10 Kilometer.

Das Salzwasser setzt den Landwirtinnen und Landwirten neben der Trockenheit erheblich zu. Die Ernte, die nicht vertrocknet ist, wird jetzt versalzen. Die Futterweiden werden ungenießbar. Die Milchproduktion werde mindestens 10 Prozent sinken, so erste Prognosen.

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Normal würden um diese Jahreszeit 1.500 bis 2.000 Kubikliter Wasser pro Sekunde durch den Po Richtung Adria fließen. Am Montag waren es noch kümmerliche 150 Liter die Sekunde, mittlerweile ist es nur noch ein Rinnsal.

dürre in italien
So berichtet Corriere della Sera über die Dürre
Screenshot: Corriere della Sera

Comer See und Lago Maggiore sind auf historischen Tiefständen. Aktuell werden vom Comer See nur 20 Prozent der üblichen Wassermenge für Landwirtschaft und Energieversorgung geliefert, am Lago Maggiore sogar nur 13 Prozent. Tendenz weiter sinkend.

Die Lage ist dramatisch. Um der Landwirtschaft, dem Fluß und der Natur zu helfen, hat die Regulierungsbehörde vor knapp zwei Wochen eine Öffnung der Schleusen am Gardasee angeordnet. Der Gardasee war zu dem Zeitpunkt noch zu 60 Prozent gefüllt.

Letzte Rettungsmaßnahmen laufen an

Jetzt schlägt auch der Gemeindeverband Garda Alarm und fordert ein Ende des Wasserabflusses. Ihre Befürchtungen: Der Po bräuchte sowieso mehr als 10fache Menge Wasser, um sich zu erholen – am Ende auch werde noch der Gardasee krank wegen Wassermangels.

Dramatisch! Hier war mal ein Fluss…
Foto: bonottomario/Getty Images via canva.com

In den nächsten Tagen wollen die Stromversorger Enel, Edison und A2A insgesamt fünf Millionen Kubikmeter Wasser aus ihren Stausehen ablassen, um der Landwirtschaft im Po-Gebiet zu helfen. Mit dieser Maßnahme sind alle herkömmlichen Rettungsversuche ausgeschöpft. Danach gibt es keine Reserven mehr.

In der Po-Ebene wächst allein 50 Prozent des in der EU angebauten Reis. Der Verband der Reisbauern rechnet mit Ernteausfällen von bis zu 70 Prozent.

Das Einzige, was jetzt noch hilft…

Während der Süden gelernt hat, mit Hitze umzugehen, hat der Norden zwar die Landwirtschaft ausgebaut – nicht aber entsprechende Bewässerungssysteme. Der Wasser- und Landwirtschaftsverband hatte kürzlich noch einen Plan für Regenwasser-Reservoirs vorgelegt. Abgelehnt.

Das Einzige, was momentan helfen würde: REGEN! Aber danach sieht es in den kommenden 14 Tage nicht aus.

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zuerst veröffentlicht am 22. Juni 2022

Titelbild/Montag – Symbolbild Dürre: Drbouz/Getty Images Signature via canva.com

Quellen: DerStandard.at: WASSERRESERVOIR – Trockenheit in Italien: “Wasserkrieg” am Gardasee (21.6.22); FAZ.de: DÜRRE IN ITALIEN:Wasserzufluss in den Lago Maggiore sinkt drastisch (22.6..22); Welt.de: Zähneputzen verboten – drastische Maßnahmen in Italien und Frankreich wegen Dürreperiode (22.6.22)

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